Lübeck/Kiel
ADAC fordert Warnwesten-Pflicht auch für Motorradfahrer
Der ADAC fordert, dass Motorradfahrer immer eine Warnweste dabei haben müssen. Die Landespolizei geht einen Schritt weiter und spricht sich dafür aus, dass die Biker die Westen auch bei der Fahrt tragen sollen.
07.10.2014 22:00 Uhr
Lübeck/Kiel. Jeder Autofahrer in Deutschland muss seit dem 1. Juli eine Warnweste an Bord haben. Damit soll er bei Unfällen besser gesehen werden. Für Motorradfahrer gilt diese Regelung nicht. Alles nur ein Versehen? Aus Schleswig-Holstein kommt jetzt massiver Protest. Der ADAC fordert eine Warnwestenpflicht für Motorradfahrer.
Kommentar: Uncool - aber sicher
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Die Landespolizei geht weiter. Sie spricht sich dafür aus, dass Motorradfahrer reflektierende Kleidung auch während der Fahrt tragen. Die CDU-Landtagsfraktion beklagt eine Regelungslücke, die im Sinne von mehr Verkehrssicherheit geschlossen werden müsse.
Warnwesten reduzierten die Gefahr für Motorradfahrer, übersehen und so Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden, sagt Lothar Gahrmann, Sprecher des Landespolizeiamts in Kiel. „Jedem Motorradfahrer kann das Gleiche passieren wie einem Autofahrer. Deshalb ist unverständlich, dass der Gesetzgeber einen Unterschied bei der Notfallausstattung macht“, sagt ADAC-Sprecher Ulf Evert und plädiert dafür, die Warnwestenpflicht in der Straßenverkehrsordnung zu erweitern. Motorradfahrern das Tragen einer reflektierenden Weste während der Fahrt vorzuschreiben wie in Frankreich diskutiert, würde für den Automobilclub zu sehr in Persönlichkeitsrechte eingreifen. Eine Ansicht, die die Landespolizei nicht teilt. Der ADAC belässt es bei einem Appell: „Wer in dunkler Jahreszeit in schwarzer Kleidung unterwegs ist, sollte wissen, dass er sein Leben aufs Spiel setzt.“
Warnwesten seien wichtig, um deren Träger im Fall einer Panne oder eines Unfalls sichtbar zu machen. Das müsse selbstverständlich unabhängig vom Fahrzeug gelten, sagt Hans-Jörn Arp (CDU) und fordert, die Regelungslücke zu schließen. Während der Fahrt solle reflektierende Motorradbekleidung, wie sie durchaus schon Verwendung finde, zur Pflicht werden. Alles, was die Verkehrssicherheit erhöht, sei eine Überlegung wert, sagt Kai Vogel (SPD). Andreas Tietze (Grüne) sieht Handlungsbedarf: Es sei unlogisch, warum es nur für Autofahrer eine Warnwestenpflicht gibt.
Der Tüv Nord verweist darauf, dass Motorradfahrer auch kein Warndreieck und keinen Verbandskasten bei sich führen müssen. Zudem seien die gängigen Warnwesten nicht für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt, gibt Lübecks Tüv-Leiter Mathias Liebich zu bedenken. Inzwischen ist allerdings eine neonfarbene Weste (Foto) auf dem Markt, die hohen Geschwindigkeiten standhält und die Verkehrssicherheit für ihren Träger deutlich steigert.
Warnwesten für Motorradfahrer seien bei der letzten Änderung der Straßenverkehrsordnung „nie Gegenstand der Diskussion gewesen“, heißt es aus dem Kieler Verkehrsministerium. Bevor die Gesetzeslage in dem Punkt abgeändert werde, „sollte man zunächst Erfahrungen mit der aktuellen Rechtslage sammeln“, erklärt ein Sprecher.
Jürgen Rieckhoff, Präsident des BMW-Motorradclubs Lübeck, sagt: „Motorradfahren hat etwas mit Freiheit zu tun. Wenn ein Gesetz uns vorschreibt, wie wir uns dabei kleiden sollen, ist diese Freiheit nicht mehr da.“